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Geschichte der Landesbanken

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Die Geschichte der Rechtsvorgänger der heutigen Landesbanken reicht oftmals bis in das 18. Jahrhundert zurück. In ihrer jetzt bekannten Form entstanden die Banken nach dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren nach dem Krieg, als die Bundesländer ihre ersten Landesanleihen mit Hilfe der Landesbanken emittierten.

Landesbanken waren und sind in der Regel Staats- und Kommunalbanken sowie Girozentralen der Sparkassen. Im jeweiligen Bundesland, für das sie Bankgeschäfte ausführen und beratend tätig sind, nehmen sie eine Art Hausbankfunktion wahr. Darüber hinaus sind die Landesbanken befugt, alle im Rahmen ihrer Satzung erlaubten bankmäßigen Geschäfte zu betreiben. 
Insoweit treten sie am Markt seit Jahren als allgemeine Geschäfts- beziehungsweise Universalbanken auf.

Aktuell sind noch fünf Landesbanken aktiv tätig:

·         Bayerische Landesbank (BayernLB)

·         Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)

·         Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba)

·         Landesbank Saar (SaarLB)

.         Norddeutsche Landesbank – Girozentrale (NORD/LB)

Landesbanken in der Krise

Das Geschäftsmodell der Landesbanken steht spätestens seit dem Fortfall der Anstaltslast und der Gewährträgerhaftung im Jahr 2005 vor einem Dilemma; einerseits führen sie die Bankgeschäfte für ihr Bundesland, andererseits stehen sie auf einer Stufe mit den privaten Banken und müssen sich am Markt behaupten. 

Mit einem öffentlichen Auftrag verbundene Geschäftsideen wurden von den Landesbanken kaum entwickelt. Teilweise wurden sie sogar wieder abgestoßen, etwa im Bereich Wohnungsbau.
Vielmehr waren beziehungsweise sind einzelne Institute bemüht, die Eigenkapitalrenditen durch internationale Kapitalmarktgeschäfte zu steigern.

Die Verwicklung der Landesbanken in riskante Geschäfte (z.B. BayernLB, SachsenLB, WestLB) zeigt, dass ihnen die Suche nach einem tragfähigen Geschäftsmodell nicht immer oder nur zeitweise gelungen ist.
Die weitgehend notwendige Refinanzierung am Kapitalmarkt schafft zusätzliche Abhängigkeiten.

Hinzu kommt noch ein Anreiz- und Haftungsproblem: Man ging in manchen Landesbanken sehr hohe finanzielle Risiken ein, wohl auch, weil man in den Führungsetagen hoffte, dass bei Verlusten der Steuerzahler einspringen würde.

Diese Problemstellungen führten dazu, dass sich der Landesbankensektor seit der Finanzkrise 2008 massiv gewandelt hat. Fünf von vor der Krise noch elf selbstständigen Landesbanken mussten zwischenzeitlich abgewickelt oder mit erheblichen staatlichen Mitteln gerettet werden

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) übernahm 2008 die marode SachsenLB. Des Weiteren wurde die LBBW-Tochter „Landesbank Rheinland-Pfalz“ in den Konzern integriert.

Die einst stolze WestLB in Düsseldorf musste 2012 abgewickelt werden.
Dabei wurden große Bereiche der Bank in eine Abwicklungsanstalt übertragen. Das Verbundbankgeschäft für Nordrhein-Westfalen und Brandenburg ging an die Helaba. Als Rechtsnachfolgerin agiert die Portigon, eine Servicegesellschaft für Finanzdienstleister.

BayernLB: Eigentümer sind über eine Holding, der Freistaat Bayern und der Sparkassenverband Bayern. Nach der Finanzkrise benötigte die Bank eine Kapitalerhöhung von 10 Milliarden €.
Bayern hält danach noch 75 % und der Bayerische Sparkassenverband 25 % der Anteile an der Holdinggesellschaft. Allein im Zusammenhang mit dem Kauf der Hypo Group Alpe Adria traten Verluste von ca. 3,7 Milliarden € ein.

Ein Sonderfall war die SaarLB – sie gehörte mehrheitlich der BayernLB.
Das Saarland übernahm bis 2014 schrittweise die Anteile. Sie ist nun eine selbstständige Landesbank, die sich auf das grenzüberschreitende Geschäft mit Frankreich konzentriert.

Durch erhöhte Eigenkapitalanforderungen, zuletzt ausgelöst durch NPL-Kredite in der Schifffahrtsbranche, geriet die NORD/LB Tochter Bremer Landesbank Anfang Juni 2016 in Schwierigkeiten. Die drei Anteilseigner der Bank (55 Prozent NORD/LB in Hannover, 41 Prozent Land Bremen, 4 Prozent Sparkassenverband Niedersachsen) verständigten sich auf eine komplette Übernahme der Bremer Landesbank durch die NORD/LB.

Derzeit liegt der EU Kommission der Vorschlag für eine weitere Kapitalerhöhung im Gegenwert von etwa 3,6 Mrd € zur Prüfung auf Beihilfekonformität vor. Zuletzt erfolgten Kapitalerhöhungen 2004/5 und 2010/1.

Der bisher letzte Fall war der im Februar 2018 von der EU-Kommission erzwungene Verkauf der HSH-Nordbank. Nach einem Bieterverfahren übernahmen die US-Investoren Cerberus und J.C. Flowers die Bank. Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein wurden mit Bürgschaften in Höhe von bis zu 14 Milliarden € belastet. Auch hier spielten Schiffskredite eine wesentliche Rolle. Besonderes öffentliches Aufsehen erlangte die HSH-Nordbank durch die Tatsache, dass sich erstmals ein gesamter Bank-Vorstand einem Gerichtsverfahren stellen musste. Die sechs Vorstandsmitglieder „hatten im Dezember 2007 im Umlaufverfahren einem Paket mit spekulativen Kreditausfall-Geschäften zugestimmt. Damit sollte die Eigenkapitalquote verbessert und die Bilanz optisch aufgebessert werden. Das Geschäft brachte einen Millionenschaden ein, der die Bank fast in die Pleite getrieben hatte“. (Tagesschau.de 06.06.2019)

In einem Verfahren wegen Untreue und Urkundenfälschung wurden die Ex-Bankenchefs zur Zahlung von millionenschweren Geldbußen veranlasst.

Die fünf verbleibenden Landesbanken sind in den vergangenen Jahren drastisch geschrumpft. Das aktuell größte Institut, die LBBW in Stuttgart, etwa hat ihre Bilanzsumme von 443,4 Milliarden € im Jahr 2007 auf 241,2 Milliarden € im Jahr 2018 heruntergefahren.

Diese jüngsten Beispiele zeigen: Die Landesbanken sind auch rund 10 Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise längst nicht über den Berg. Aktuell drücken steigende Eigenkapitalanforderungen, niedrige Zinsen, die Zwänge im Zusammenhang mit Investitionen zur Digitalisierung der Dienstleistungen und eine neue Konkurrenzsituation durch Fintechs und Direktbanken die Branche. Im Zusammenhang mit der Krise bei der NORD/LB schlug der Vorsitzende des Deutschen Sparkassenverbandes ein einheitliches öffentlich-rechtliches Spitzeninstitut der Sparkassen vor.